Besuch der Jahrgangsstufe 11 und der Klassen 10a und 10b in der Synagoge Odenbach

Der Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Dieter Burgard, stellt fest: „Bis heute ist Antisemitismus ein fester Bestandteil des Vorurteils-Gebäudes unserer Gesellschaft und bleibt deshalb eine zentrale Herausforderung.“

Dieser Herausforderung stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 sowie zweier Klassen der Jahrgangsstufe 10. Um sich über die Geschichte der Juden in Odenbach und Lauterecken zu informieren, besuchten sie am 23. September 2021 die Synagoge in Odenbach. Dort war zwischen dem 15. und 26. September die neu konzipierte Wander-Ausstellung „Schalom – Die ehemalige Synagoge Odenbach geht hinaus in die Welt“ zu sehen.

Die 1752 erbaute Synagoge findet man in Odenbach im alten Ortsteil, ganz in der Nähe der evangelischen Kirche. Eine schmale Sandsteintreppe führt zum recht versteckten Eingang, der zwei Eingangstüren aufweist. Die linke führt zur Frauenempore, die rechte ist der Haupteingang. Dieser ist mit einem steinernen Türsturz versehen, der in hebräischen Buchstaben das Erbauungsjahr des Gotteshauses trägt sowie eine Gravur aus Psalm 118. Die deutsche Übersetzung lautet: „Dies ist das Tor des Herrn, Gerechte gehen dort hinein.“ Tritt man nun durch die Tür des Haupteingangs, entdeckt man sofort die farbenprächtigen Reste der ursprünglichen Wandmalereien, die vom polnisch-jüdischen Künstler Elieser Sussmann stammen. Von diesem sind weltweit nur insgesamt vier Malereien erhalten. Im Raum empfing uns ebenfalls die vom „Förderverein der ehemaligen Synagoge e. V.“ entworfene Ausstellung, bestehend aus Informationstafeln, die von der Geschichte des Hauses berichten: Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, in welcher die Synagoge von innen zerstört worden war, diente sie lange verschiedenen Zwecken und drohte abgerissen zu werden, als durch Zufall durch einen Studenten der Uni Mainz sowohl die Wandmalereien als auch im Dachgeschoss inmitten von Abfällen gottesdienstliche Schriften, sogenannte Gerisa, gefunden wurden. Dies war die Initialzündung für die Gründung eines Fördervereins, der das Haus restaurierte, erhielt und als einen Ort für kulturelle Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich machte. Es steht heute unter Denkmalschutz.

Weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind die erschütternden Schicksale der aus den Orten Odenbach und Lauterecken stammenden Juden. Ziel der Ausstellung ist es, den Geschichten der jüdischen Bürger Gehör zu geben und ihre Leben zu würdigen.

Geht man nach Besichtigung der Ausstellung wieder vor den Haupteingang und öffnet die linke Eingangstür, gelangt man über eine kleine, steile Treppe zur Dauerausstellung auf der Frauenempore. Diese Ausstellung besteht aus mehreren Vitrinen mit Kultgegenständen, die dem Besucher die jüdische Religion anschaulich näherbringen. Ausgestellt werden beispielsweise Requisiten zum Begehen religiöser Feiertage wie Chanukka oder Pessach.

Zum Abschluss des Besuchs der Odenbacher Synagoge lohnt sich ein Blick auf die 2016 errichtete Gedenkstele im Hof neben dem Gebäude, die die Namen der Odenbacher ermordeten Juden enthält, analog zu den „Stolpersteinen“ in anderen Orten, und so die bewegende Ausstellung des Fördervereins vervollständigt.

Der Besuch der Synagoge in Odenbach hat bei uns bleibende Eindrücke hinterlassen. Die MSS 11 des PSG empfiehlt ihn sehr weiter, auch wenn die Wanderausstellung weiterzieht. Ein großes Dankeschön geht an den Förderverein der Synagoge, der es möglich macht, ein solches Kleinod zu erleben und eine tolle Ausstellung konzipiert hat. Auch für die gastfreundliche Versorgung mit
Getränken bedanken wir uns!